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Stimmungs App

Stimmungstagebuch: Die besten deutschsprachigen Apps

Hast du das Gefühl, dass in Grübelschleifen festzuhängen? Willst du deine Gefühlswelt und deine emotionalen Trigger besser verstehen? Dann probiere eine Stimmungs-App aus. Ich habe mich für dich auf dem Markt umgesehen und getestet.

Wir tracken unseren Schlaf, unsere Schritte unsere Kalorien. Unsere Buchkäufe und digitalen Gespräche werden ohnehin automatisch archiviert.

Warum also nicht auch unsere Gedanken und Gefühle messen?

Ich glaube nicht, dass mehr Messbarkeit auch mehr Lebensqualität bedeutet. Wenn wir jede Regung in unserem Alltag messen, werden wir eher verrückt, als dass wir glücklicher werden. Aber die Möglichkeit, das eigene Innenleben mithilfe einer App zu dokumentieren und dann objektiviert, mit Abstand betrachten zu können, kann hilfreich und die Basis für Veränderung sein. Gerade, wenn du zu depressiven Episoden oder Stimmungsschwankungen neigst.

Stimmungen und Gefühle sind flüchtig und das macht sie tückisch. Ihren Wechsel sichtbar zu machen und dann auf Veränderungen reagieren zu können, vermittelt dir ein Gefühl von Kontrolle. Die Apps sind ein Weg, wieder mehr Selbstwirksamkeit zu erleben. Sie helfen dir, festzustellen, dass du selbst Einfluss auf dein (Er-)Leben hast.

Vorteile von Stimmungs Apps

  • Stimmungsverläufe sichtbar machen
  • Erinnerungsverzerrungen reduzieren
  • Emotionale Trigger erkennen und negativen Muster unterbrechen
  • Fokus auf Positives und Gelungenes lenken
  • Erinnern Wohlfühlaktivitäten in den Alltag einzubauen
  • Gefühl von Selbstwirksamkeit stärken

Wann kann eine Stimmungs-App konkret helfen?

Nicht jeder Mensch braucht eine Stimmungs-App. Wenn du aber das Gefühl hast, mit deiner Stimmung ist etwas für dein Empfinden nicht ok, wenn du Objektivität in deine Wahrnehmung bringen oder gezielt Einfluss auf deine Stimmung nehmen willst, kann eine App sinnvoll sein. Wenn du dich in einer dieser Aussagen wiederfindest, dann lohnt sich der Selbstversuch bestimmt…

Du leidest unter Depressionen oder depressiven Verstimmungen

Während depressiver Phasen erscheint es dir vielleicht so, als würde es dir nie wieder besser gehen und als hättest du dich schon immer hoffnungslos gefühlt. Ich kenne das. In solchen Momenten ist es gut und schön zu wissen, dass die Depression aus einem spricht, aber besser ist es, wenn selbst nachsehen zu können, dass es einmal anders war – und vielleicht gar nicht mal vor Wochen, sondern eher vor Tagen. Stimmungstagebücher und Stimmungs-Apps bringen Realität, wenn deine Wahrnehmung getrübt ist.

Du kämpft regelmäßig mit Stimmungsschwankungen

 Vielleicht hast du auch extreme Stimmungsschwankungen bei dir bemerkt und du hast eigentlich keine Ahnung, was die Auslöser für deine Hochs und Tiefs sind. Mithilfe einer App hast du die Chance, Zusammenhänge aufzudecken und dich selbst besser zu verstehen. Stimmungskiller (soweit wie möglich) zu meiden und bewusst mehr Gute Laune stiftende Aktivitäten in deinen Alltag zu integrieren.

Du willst dein Negativdenken beenden

Aber selbst wenn du keine größeren Baustellen in Stimmungsfragen hast, kann eine Stimmungs-App spannend sein. Du kannst sie als Reminder nutzen, um dich mehrfach am Tag auf das Schöne und deine Erfolge zu fokussieren und so in einer guten Energie zu bleiben.

Wann Stimmungstagebücher nicht helfen

Stimmungs-Apps sind großartige Hilfsmittel zum Analysieren des eigenen Fühlen und Denken und sie können unterstützen das eigene Erleben in positive Richtungen zu lenken und dort zu halten.

Was sie aber nicht können: Bei psychischen Problemen mit Krankheitswert alleinige Hilfe sein. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas über Tage und Wochen mit deiner Stimmung nicht ok ist, besprich deine Situation mit deinem Haus- oder einem Facharzt oder nutze psychotherapeutische Angebote. Apps können allerdings eine super Ergänzung zu einem Coaching oder einer Therapie sein. Einige Apps bieten daher extra Export-Funktionen an, um die Ergebnisse mit einer Vertrauensperson zu besprechen.

Die Empfehlungen: Stimmungs-Apps

Der Artikel verspricht die besten Apps. Du weißt, das Beste ist immer subjektiv. Allerdings kann ich so viel versprechen: Ich habe jede App selbst als Anwender getestet. Und ich habe eine ganze Reihe von Apps installiert, genutzt und wieder von meinem Gerät geschmissen. Die vorgestellten Apps sind für mich positiv herausgestochen.

Die Apps richten sich teilweise an Menschen mit psychischen Erkrankungen, sind aus meiner Sicht aber für alle interessant, die ihr eigenes emotionales Innenleben besser verstehen lernen wollen.

Kleine Helfer

kostenlos für Android, werbefrei

Stimmungs App Kleine Helfer

Wer steht hinter der App?

Christine Wahn, Kreativitätstrainerin.

Was sind die Haupt-Features?

Das freie Tagebuchschreiben steht bei dieser App im Vordergrund. Zu deinen Notizen kannst du  Fotos integrieren und seinen Standort markieren. Du bekommst also eine minimalistische Tagebuch App.

Deine Stimmung kannst du (nur) einmal am Tag über eine 5-stufige Smiley-Skala tracken. Der Verlauf wird dann in einer Grafik visualisiert. Stimmungsangaben, die an Tagebucheinträge gekoppelt sind, werden nicht abgebildet.

Daneben bietet die App eine Reihe von Tipps und Übungen für verschiedene Lebensthemen  wie Kreativität & Stressmanagement, Selbstvertrauen & Selbstsicherheit, Liebe & Freundschaft. Übungen können als Favoriten gespeichert werden, um sie schnell im Zugriff zu haben.

+++ Stärken

  • Passwortschutz
  • Backup-Option
  • Persönliche Daten werden nur auf dem eigenen Handy gespeichert

— Schwächen

  • Design
  • Nur 1x pro Tag Stimmungserfassung über eine Skala möglich

Persönliches Urteil

Als visueller Mensch hätte ich mir ein moderneres Design gewünscht. Letztlich sind allerdings die  inneren Werte entscheidend. Für freies digitales Journaling ist es eine schöne App. Als Stimmungstagebuch Tool bietet es mir zu wenige Funktionen im Bereich Reminder und Auswertungen.

PlayStore

Daylio

kostenlos für Android und iOS, nur in der Premiumversion werbefrei

Stimmungs App Daylio

Wer steht hinter der App?

Das slowakische Startup Relaxio mit Entwickler Stefan Mitrik

Was sind die Hauptfeatures?

Im Mittelpunkt der App steht die Stimmungsbewertung über eine fünfstufige Skala. Danach kann über Icons ausgewählt werden, aus welchen Aktivitäten der Tag bestand. Die Aktivitäten können individuell hinzugefügt werden, sodass es wirklich möglich ist, den eigenen Tag abzubilden.

Ein Freifeld für Notizen kann man nutzen, um Zusammenhänge, Beobachtungen, Anmerkungen etc. einzutragen. So können später auch Erkenntnisse herausgelesen werden, die sich nicht über Emojis transportieren lassen. Im Selbstversuch war kein Zeichenlimit erkennbar, d.h. auch längere Tagebucheinträge finden in der App  bequem Platz.

Punkten kann für mich die App auch mit den grafisch ansprechend gestalteten und hilfreichen Statistiken. Wer fleißig am Ball bleibt, sieht nicht nur seine “Tagebuchtage in Folge”, sondern erhält auch interessante Einblicke in Stimmungszusammenhänge: Die wertet aus, welche Aktivitäten mit welcher Stimmung häufig zusammen vorkommen, welche Aktivitäten der Nutzer besonders oft ausführt und welche Stimmung bei ihn vorherrscht. Auch ein monatlicher und jährlicher Stimmungsgraph wird visualisiert. Außerdem werden die durchschnittliche Stimmung pro Tag und die längste Serie von super  (bestgelaunten) Tagen angezeigt. Statistikfreunde haben ihre wahre Freude mit der App. Die meisten Statistiken können auch exportiert und zum Beispiel mit einem Coach geteilt werden.

+++ Stärken

  • Design
  • Umfangreiche Statistiken
  • Exportfunktion
  • PIN-Sperre

— Schwächen

  • nur in der Premiumversion werbefrei
  • automatische Sicherung über GoogleDrive nur in der Premiumversion (in der Basisversion mit manueller Erinnerung)
  • nur eine tägliche Erinnerung einstellbar

Persönliches Urteil

Die App ist schick und kann so einiges. Sie legt den Fokus auf den Zusammenhang von Aktivitäten und Stimmung. Die Einträge lassen sich schnell und intuitiv eingeben, je nach Lust und Zeit bietet die App aber auch Raum für ausführlichere Notizen. Einziges Manko: Einige Funktionen sind nur in der Premiumversion verfügbar. Ansonsten gibt es hier wenig zu kritisieren.

PlayStore AppStore

Andere interessante Stimmungs Apps

Hier findest du weitere Apps, die zwar keine echten Stimmungstracker sind, aber dennoch einen Blick lohnen.

Mytherapy: Die App ist kostenlos für iOS und Android erhältlich. Sie wirbt damit, an die Tabletteneinnahme zu erinnern. Allerdings ist das Spektrum breiter: Es können auch Symptome und Aktivitäten eingetragen werden. Für Menschen in medizinischer oder therapeutischer Behandlung eine interessante Option.

Moodpath: Die App ist ein kostenloser 14-tägiger Depressionstest. Der Test kann keine Diagnose vom Arzt ersetzen, bietet aber eine erste Orientierung. Dabei werden Stimmungsbarometer und Freitext-Eintragungen kombiniert. Die App ist vor allem für Nutzer geeignet, die bisher noch keine psychischen Probleme hatten, da die Fragen sonst nicht immer passend sind.

Fazit

Der Markt von Stimmungs-Apps wächst und wächst. Es ist unmöglich einen vollständigen und detaillierten Überblick zu liefern. Mein Selbstexperiment hat mich aber darin bestärkt, dass Stimmungs-Apps nützliche Unterstützung bieten können und dass jeder eine für sich passende App finden kann. Nicht jeder braucht eine solche App, nicht jeder möchte sie haben. Sie sind kein Allheilmittel und ein gutes Leben ist auch ohne sie möglich, doch sie können für manche eine wirksame Unterstützung bieten.

Gleichzeitig bergen die Apps auch das Risiko, sich von Remindern unter Druck gesetzt zu fühlen und sich zu sehr auf sein Innenleben zu fokussieren, sodass normale Gefühlsschwankungen und Empfindungen plötzlich überbewertet werden. Wie bei so vielen Dingen sind die Apps nicht per se gut oder schlecht. Es kommt darauf an, einen gesunden Umgang mit ihnen zu finden. Wenn das gelingt, können sie echte Helfer sein.

 

4 comments

  1. Danke für diesen wunderbaren Überblick. Mich persönlich irritiert an Stimmungstrackern, dass sie stets eine Internetverbindung haben und ich insofern gezwungen bin den anbietenden Firmen zu vertrauen. Das störte mich derart, dass ich eine eigene App – Mood Patterns – programmiert habe, welche keine Internet-Permission hat. Somit kann sich der Anwender sicher sein, dass die privaten Stimmungsdaten auch privat bleiben.
    Ein weiteres Feature der App ist, dass es kein Tagebuch ist (wohl aber auch so nutzbar), sondern auf Experience Sampling basiert. D.h. man wählt für jeden Tag eine Zeitspanne aus und innerhalb dieser wird man zu zufälligen Zeiten gefragt, wie es einem gerade jetzt im Moment geht. Dadurch werden sowohl Schwankungen über den Tag besser erfasst, als auch verhindert, dass einzelne, herausragende Erlebnisse die retrospektive Bewertung übermäßig verzerren.
    Mood Patterns gibt es seit wenigen Tagen untern https://play.google.com/store/apps/details?id=info.moodpatterns.moodpatterns

  2. Jana says:

    Super spannender Beitrag, bietet wirklich einen tollen Überblick über die gängigen deutschsprachigen Apps. Ich beschäftige mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit dem Thema “Emotionstracking” (hier Leute zu finden die an einem online Interview teilnehmen möchten um von ihren Erfahrungen zu berichten ist schwieriger als gedacht) und dieser Beitrag bietet einen wirklich Interessanten Einblick.

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