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3 Irrtümer, die uns hindern unsere Geschichte(n) aufzuschreiben

Das eigne Leben ist eine echte Fundgrube für großartige Geschichten. Nicht immer lustige, aber immer erzählenswerte. Doch es geistern übermächtige Irrtümer durch unser Bewusstsein, die uns hindern, unsere Geschichten zu Papier zu bringen. Welcher Irrtum hält dich zurück?

Geschichten über oder ausgehend von eigenen Erfahrungen zu schreiben, ist ein besonderes Abenteuer und eines, das sich für jeden Menschen lohnt. Jetzt mag dein innerer Kritiker sich zu Wort melden: So besonders ist mein Leben nun auch nicht. Was habe ich schon zu berichten. Das gibt’s schon noch und nöcher zu lesen. Der beste Schriftsteller bin ich nun auch nicht.

3 Irrtümer, die uns hindern unsere Geschichte(n) zu erzählen

Bitte dreh diesen Sender deines innere Radios kurz leiser. Zumindest, bis du diesen Artikel zu Ende gelesen hast. Denn du unterliegst gleich mehreren Irrtümern.

1. Mein Leben ist nicht besonders genug

 Dein  Leben ist ein einmaliges und nie dagewesenen Ereignis in der Geschichte dieses Universums.   Ja, lass  das ruhig kurz sacken und wiederhole nochmal für dich: Dein  Leben ist ein einmaliges und nie dagewesenen Ereignis in der Geschichte dieses Universums.

In deinem Leben sind so viele erzählenswerte Geschichten verborgen, du musst sie nur entdecken. Wir meinen manchmal, dass eine gute Geschichte Extreme Erlebnisse braucht. Tatsächlich kann das die Basis für eine gute Geschichte sein. Aber extreme Erlebnisse können auch ganz still im Inneren stattfinden und manchmal sind es die kleinen unscheinbaren Alltagserlebnisse, die den Wahnsinn unserer Gesellschaft entlarven. Neulich bekam ich das Buch  “Alles kein Zufall”* von Elke Heidenreich in die Hände. Ein perfektes Beispiel dafür, dass es kein Leben auf der Überholspur braucht, um gute Geschichten aus dem eigenen Leben heraus zu schreiben.

2. Was ich zu sagen habe, wurde bereits endlos oft erzählt

Pizza ist nicht gleich Pizza. Manche Menschen essen lieber eine schnelle TK-Pizza, andere schwören auf Steinofenpizza. Manche lieben Funghi, andere Salami. Gut, ein schrecklicher Vergleich. Was ich nur sagen will: Deine Schreibstimme ist einzigartig. Wie du deine Erfahrungen bewertest und  literarisch verarbeitest, welche Worte du wählst,  welche Gefühle du im Leser auslöst, ist ein einzigartiger Blueprint.

 Du wirst Leser mit deinen Geschichten erreichen, die sich in anderen Geschichten so bisher nicht wiedergefunden haben.   Du darfst sicher sein, dass deine Geschichte einen Unterschied macht. Ganz leise wirkt dein Schreiben durch deine Leser hindurch, denn gute Bücher hinterlassen Spuren im Leben eines Lesers. Vergiss Verkaufszahlen. Sie sind nur die Spitze des Eisbergs und sollten niemals ein Maß sein, ob sich eine Veröffentlichung lohnt oder nicht.

3. Ich bin kein guter Schriftsteller

Diese innere Stimme ist besonders heimtückisch. Sie kann im schlimmsten Fall zur völligen kreativen Schreiblähmung führen. Was macht für dich einen guten Schriftsteller aus? Weißt du das überhaupt? Sind es Verkaufszahlen oder Leserfeedback? Was sind deine eigenen Ansprüche an einen guten Text? Mach dir bewusst, warum du schreiben willst. Wenn du ein klares Warum hast, lassen sich Selbstzweifel leichter beruhigen.

 Jeder Mensch ist potenziell Schriftsteller und nur durch Tun werden wir besser.   Dass du jetzt noch nicht pulitzerpreisverdächtig schreibst, ist normal. Du bist schwach in Rechtschreibung und Grammatik? Für den Feinschliff gibt es Lektoren und Freunde, die deinen Text aufpolieren. Aber für den Inhalt gibt es nur dich.

Denn wenn du über deine eigenen Erfahrungen schreibst, hast du einen großen Vorteil: Niemand anders kann deine Geschichte(n) so erzählen wie du. Also lass dich nicht von deinen Ängsten verrückt machen.

Wir leben in einer Zeit, in der jeder seine Geschichten veröffentlichen kann.  Früher haben Verlage entschieden, welche Texte lesenswert sind und welche nicht. Heute bist du der einzige Mensch, der dich zurückhalten kann, deine Geschichte in die Welt zu bringen.  Das ist ein wunderbares Geschenk. Mach etwas daraus.

Wenn dich der Gedanke an eine Veröffentlichung nicht motiviert, sondern eher blockiert, dann mach dich von dem Anspruch frei. Schreib deine Geschichte zunächst nur für dich. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung kannst du später treffen. Die Magie passiert ohnehin vorher. Am Schreibtisch.

Was autobiographisches Schreiben bewirken kann

Der Prozess, Worte für die eigenen Erfahrungen und Emotionen zu finden, fiktive Welten zu erschaffen und in fremde Leben einzutauchen, verändert und bereichert. Immer.

 Je substantieller der Ausschnitt deines Lebens ist, den du dir schreibend anschaust, desto größer die potenzielle Kraft dieses Abenteuers.  Es kann dir Klarheit und inneren Frieden bringen, neue Perspektiven entstehen lassen, Sinn stiften. Es kann helfen loszulassen und festzuhalten, neu zu beginnen und weiterzumachen. Es hat die Angewohnheit, dir nicht unbedingt das zu geben, was du erwartest oder suchst, aber was du wirklich brauchst.

“Makers of memoirs shape what they have lived and what they have seen. They honor what they love and defend what they believe. They dwell with ideas and language and with themselves, countering complexity with clarity and manipulating (for the sake of seeing) time. They locate stories inside the contradictions of their lives. […] And when their voices are true, we hear them. We trust them.” Beth Kephart

Lesenswerte Erinnerungen und autobiographische Erzählungen

Wer schreiben will, sollte zuerst lesen. Es gibt  so viele großartige, lesenswerte autobiographische Erzählungen. Leichte und schwere, lustige und traurige. Kurze und lange. Alle sind zu ihrer Zeit wunderschöne Inspirationsquellen und Ermutigungen, sich selbst an die Tastatur zu setzen.

Weil ich neulich wieder einmal über sie gestolpert bin, als ich von ihrem neuen Buch “Hallelujah Anyway”* hörte, will ich dir heute Anne Lamott empfehlen. Lies ihre Bücher und lies über ihr Leben. selbst wenn es dich nicht zum schreiben inspiriert, ich kenne niemanden, der von ihren Texten nicht berührt wird.

Die US-Autorin Anne Lamott hat in den vergangenen 30 Jahren 17 Bücher veröffentlicht hat, alle von ihrem Leben inspiriert. Sie schrieb über ihre Alkoholsucht und ihre Depressionen genauso wie später über das Leben als Alleinerziehende. Heute teilt sie Lebensweisheiten mit ihrem ganz eigenen Humor.

Sie hat erkannt, dass in einem Leben nicht nur eine Geschichte steckt, sondern ganz viele. Dass es heilt, diese aufzuschreiben. Dass es uns Lebensfreude (zurück-)bringt, uns weiterentwickelt und dass diese Texte sehr viele Menschen berühren können – wenn wir uns nur trauen, sie in die Welt zu geben.

“I try to write the books I would love to come upon, that are honest, concerned with real lives, human hearts, spiritual transformation, families, secrets, wonder, craziness—and that can make me laugh. When I am reading a book like this, I feel rich and profoundly relieved to be in the presence of someone who will share the truth with me, and throw the lights on a little, and I try to write these kinds of books. Books, for me, are medicine.” Anne Lamott

Für deine Leseliste hier 3  weitere Empfehlungen zu autobiographischen Erzählungen. Völlig willkürlich. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Alle drei haben mir gefallen, mir Aha-Momente beschert und mich auf ihre Weise berührt. Die Bücher zeigen die Vielfalt des Genres und dürfen dich damit ermutigen, deine eigene Stimme hinzuzufügen:

Isabel Allende: Paula* Die damals schon bekannte Autorin sitzt am Bett ihrer schwer erkrankten Tochter. Während diese im Koma liegt, schreibt Isabel Allende über ihr Leben. Ein bewegendes Buch. Traurig. Berührend. Und eine Hymne an das Leben.

Elke Heidenreich: Alles kein Zufall* Ein Mix aus kurzen Geschichten. Lustig, melancholisch und skurril sind die Szenen, die Elke Heidenreich aus ihrem und unserem Alltag gefischt hat. Es sind Szenen, in denen sich jeder wiedererkennt. Lebensweisheit mit Schmunzelfaktor.

Maya Angelou: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt* Mittlerweile ein amerikanischer Klassiker. Ich bin fasziniert von der Weisheit dieser Frau, die mir zuerst über Zitatbilder begegnet ist. Wer tiefer eintauchen will in ihre Weisheit, mag sich mit dieser Autobiographie ein Sofawochenende gönnen.

Welche (Fehl-)Annahme hat dich bisher daran gehindert, die Geschichte(n) deines Lebens aufzuschreiben?

 

One comment

  1. jordanbay says:

    Ein sehr schöner Artikel. Vielleicht traue ich mich – neben all den Fantasy-Geschichten – auch mal an was Biografisches. Oder wenigstens mal an die Realität ^^
    Danke für die Buchempfehlungen 🙂

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