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Bucket List 2.0

Bucket List 2.0: Damit die Liste wirklich beim Glücklichsein hilft

Stell dir vor, du hast gute Freunde zu dir eingeladen und willst sie abends stillvoll bekochen. Würdest du in den Supermarkt gehen, ohne dir vorher Gedanken zu machen, was du kochen willst? Wohl eher nicht. Selbst wenn du sonst gerne improvisierst, gehst du es diesmal wohl planvoller an. Schließlich willst du etwas Besonderes auf den Tisch bringen und allen einen so angenehmen Abend wie möglich bereiten, an den sich jeder gerne erinnert.

Ein Einkaufszettel für das Menü deines Lebens

Nichts anderes ist unser Leben. Ein besonderes Ereignis. Ein schöner Abend mit Freunden. Im besten Fall. Wir wollen am Ende zurückblicken und sagen können, dass dieser Abend gelungen war.

Und trotzdem rennen so viele Menschen kopflos in den Supermarkt, ohne zu wissen, was später auf den Tisch kommen soll und wundern sich dann, dass ihr Menü niemanden so richtig begeistern kann – am allerwenigsten sie selbst.

Hast du einen Einkaufszettel für das Menü deines Lebens geschrieben?

Bucket List nennt sie der moderne Großstadtmensch. Löffelliste.

Darauf notiert man all die Dinge, die man erleben will, bevor man …. Genau, den sprichwörtlichen Löffel abgibt.

Seit einigen Jahren steigt das Bewusstsein, dass es hilft, sich die eigenen Ziele und Wünsche bewusst zu machen und schriftlich festzuhalten, wenn man nicht am Lebensende erstaunt feststellen will, dass man vor lauter Geschäftigkeit die wirklich wichtigen Dinge vernachlässigt hat.

Solche Listen funktionieren und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass wir unsere Ziele tatsächlich erreichen. Das hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern ist pure Neurobiologie. Viele Entscheidungen treffen wir tagtäglich unbewusst. Mit einer Bucket List geben wir dem Sekretär in unserem Gehirn, der diese Entscheidungen für uns trifft, eine Handreichung, an der er sich orientieren kann. Dieser Sekretär ist übrigens keine esoterische Metapher, sondern ein ganz konkretes Gehirnareal. Die formatio reticularis.

Wie du eine Bucket List schreibst

Die Bucket List ist unkompliziert und einfach und genau deswegen ein guter Ausgangspunkt, um das eigene Leben bewusster zu führen. Denn das ist Voraussetzung für nachhaltiges Glückserleben. Du brauchst nur Zettel und Stift und musst dich nicht mit ausufernder Methodik herumschlagen, sondern dich einfach fragen, was du in der Zukunft in deinem Leben erleben, sehen, lernen, tun etc. möchtest.

Gut, das Schreiben der Bucket List bleibt trotzdem schwierig. Denn vielleicht stellst du auch – genauso wie ich – fest, dass die Wünsche, Ziele und Träume gar nicht aus dir heraussprudeln, sondern ziemlich verschüttet sind. Da hilft nur Gelassenheit und Geduld. Nimm dir die Zeit, Inspiration zu sammeln. Eine Liste fürs Leben muss nicht an einem  Tag geschrieben werden!

Aber gehen wir davon aus, du hast eine erste Liste zusammen. Eine Checkliste für ein erfülltes Leben liegt damit trotzdem nicht vor dir. Zumindest nicht in jedem Fall. Denn beim Schreiben der verschiedenen Wünsche kann man sich übel verlaufen. Es kommt darauf an, was du notierst.

Warum die Bucket List nicht wirkt

Wer nur Erlebnishighlights sammelt, mag diese am Ende seiner Tage abgehakt haben, aber in den Zeiten dazwischen hat er vielleicht ein gestresstes und verbissenes Dasein geführt. Nicht meine Vorstellung von einem erfüllten Leben. Egal, ob alle Punkte abgehakt sind oder nicht.

Andere schreiben auf ihre Liste womöglich ausschließlich berufliche und materielle Ziele: ein eigenes Unternehmen gründen, finanziell frei sein, ein Haus bauen. Auch das kann sehr schnell in die Falle führen. Sei es, dass sie ihre finanzielle Freiheit dann in Einsamkeit erleben oder sie ihre Gesundheit vor lauter Arbeit vernachlässigt haben und – früh vom Herzinfarkt ausgebremst – ihre Freiheit nicht mehr genießen können.

Wie bei jedem Sterne-Menü kommt es auf die Menge und die Mischung der Zutaten an. Aber welche Zutaten und welches Verhältnis ist nun das richtige? Muss das nicht jeder selbst entscheiden? Jein. Das Leben hat seine Gesetzmäßigkeiten, ob uns das gefällt oder nicht. Wir können sie ignorieren, aber das Risiko der Konsequenzen geht auf uns.

Die Vieldimensionalität des Lebens

Ein fundamentales Prinzip des Lebens ist seine Vieldimensionalität. Der Mensch ist ein komplexes Wesen und so ist auch unser Leben komplex. Wir bestehen aus Körper und Geist, haben verschiedene soziale Rollen inne, sind Kind, Freund, Elternteil, Vorgesetzter und benötigen materielle Ressourcen genauso wie emotionale Zuwendung.

Damit sich ein Gefühl von Glück oder Erfüllung einstellt, müssen unsere verschiedenen Lebensdimensionen im Gleichgewicht befinden. Nicht in einer perfekten quantitativen Balance, aber in einer Harmonie, bei der kein Bereich über einen längeren Zeitraum völlig vernachlässigt wird.

Das hast du vielleicht selbst bereits in der ein oder anderen Form schmerzhaft erlebt. Du hast die Freundschaft vernachlässigt und “plötzlich” war sie eingeschlafen. Du hast dich voll auf den Job konzentriert und eines Tages bist du erschrocken beim Blick auf die Waage …

Damit eine Bucket List tatsächlich deinem Glück auf die Sprünge hilft, darfst du die Balance deiner  Lebensbereiche nicht aus den Augen verlieren.

Wie du eine Bucket List 2.0 schreibst

Neulich begegnete mir im Buch Timehorizon von Julian Hosp das Konzept der Bucket List 2.0, das diesen Gedanken aufgreift und einlädt, die eigene Bucket List aufzuteilen und Wünsche und Ziele für jede Dimension zu formulieren. Damit stellst du sicher, dass kein Aspekt deines Lebens vernachlässigt wird. Zumindest, wenn du in deinem Alltag immer Ziele aus mehreren Bereichen im Blick hast und dich nicht zu lange einseitig fokussierst.

Kleine Erinnerung vorab: Die Unterteilung in Lebensdimensionen ist ein hilfreiches Konstrukt. Nicht mehr und nicht weniger. Das heißt, dass die Dimensionen nicht in Stein gemeißelt sind und du sie so anpassen kannst, wie es dir sinnvoll erscheint. Wenn für dich die Trennung von Liebe und Beziehungen keinen Sinn ergibt, dann hast du vielleicht nur 7 Dimensionen oder du fügst eine andere Dimension hinzu, die du vermisst:

  1. Erlebnisse: Welche Orte willst du sehen? Was willst du unternehmen? Welche Erfahrungen willst du machen?
  2. Vermächtnis: Woran sollen sich Menschen nach deinem Tod erinnern, wenn sie an dich denken? Was willst du der Welt hinterlassen?
  3. Materielles: Welche finanziellen Ziele willst du erreichen? Was möchtest du besitzen?
  4. Beziehungen: Wie willst du deine Beziehung zu deinen Freunden, Kindern, Eltern, Kollegen gestalten?
  5. Liebe: Welche Wünsche hast du an eine Partnerschaft?
  6. Wachstum: Welche Fähigkeiten willst du lernen? Was willst du wissen und können?
  7. Gesundheit: Welche Ziele und Pläne hast du für deine körperliche, psychische und spirituelle Gesundheit?
  8. Zurückgeben: Wie willst du dich für eine bessere Welt engagieren? Wo möchtest du ehrenamtlich aktiv werden?

Von Lebensträumen zu erlebten Alltag

Bei der Bucket List 2.0. darfst und solltest du groß Träumen. Deine Ziele liegen im Idealfall zehn bis 15 Jahre in der Zukunft. Die Wünsche dienen dir als Leuchttürme, die dich viele Jahre leiten sollen.  Damit die Liste Wirkung zeigt, musst du noch drei Schritte tun:

  1. Sieh dir das kommende Jahr an. Das geht übrigens auch mitten im Jahr. Dann reicht dein Jahr eben von Oktober bis Oktober oder Juli bis Juli. Entscheide dich für 1-3 Ziele pro Bereich, denen du deine Aufmerksamkeit schenken willst.
  2. Definiere für jedes Ziel Teilziele, die du im kommenden Jahr erreichen willst. Staple hier nicht zu tief, aber überfordere dich auch nicht. Wenn dir dein Teilziel ambitioniert erscheint, aber seine Erreichung menschenmöglich, ist das ein guter Indikator, das du richtig gewählt hast.
  3. Wenn du ein Planungstyp bist, dann brich dir die Ziele auf Quartals und Monatsziele herunter. (Du weißt selbst am besten, ob dir die kleinschrittige Planung liegt. Ich persönlich lasse meinem inneren Sekretär etwas mehr Freiraum – und wir kommen damit gut zurecht.)

Damit deine Löffelliste noch besser wirkt

Du hättest gerne eine Garantie dafür, dass es dir auch wirklich gelingt, deine Träume ins Leben zu holen? Die hätte ich auch gerne, aber leider sind wir erwachsen und wissen, dass es Garantien für die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht gibt. Aber mit zwei Methoden kannst du deine Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen:

Finde für jedes Teilziel dein Warum.

Schreibe dir auf, was ist deine tiefste Motivation, warum es dir wert ist, deine Lebenszeit für die Verfolgung dieses Wunsches aufzuwenden? Grabe ruhig etwas tiefer und hinterfrage deine erste spontane Begründung.

Baue dir gesunde Gewohnheiten, die dich zu deinem Ziel hinführen.

Nur wenn du jeden Tag oder jede Woche konkrete Handlungen unternimmst, die dich – und sei es noch so unmerklich – auf deinem Weg voranbringen, wirst du irgendwann dein Ziel erreichen. Nutze zum Beispiel leere Zeiten wie Bahn- oder Autofahrten, um Hörbücher oder Podcasts zu hören und dich weiterzubilden oder ersetze schlechte Gewohnheiten wie exzessive Serienabende durch die  Lektüre im Bett. Und wenn du nur eine halbe Stunde früher aufstehst, hast du plötzlich Zeit für ein kleines Morgenworkout, um deinen Körper fit zu halten.

Liste gut, alles gut?

Plötzlich scheint es, als ob das Lebensglück doch in dieser einen Liste liegt. Man muss nur ein paar Regeln beachten und schon kommt man nicht mehr aus der Balance. So scheint es. Doch die Theorie ist immer einfacher als die Lebenswirklichkeit. Das einzige, was uns im Leben garantiert ist, ist vielleicht, dass es anders kommt, als wir erwarten.

Wahrscheinlich wirst du auch mit der besten Bucket List und den ausgeklügeltsten Monats- und Quartalsplänen noch Momente erleben, in denen du den falschen Prioritäten nachläufst, in denen dir alles sinnlos vorkommt und du dich fragst, wie du jemals glauben konntest, dein Glück mit ein paar Stichpunkten anzulocken. Ist die Bucket List also für die Tonne? Ich glaube nicht.

Ich glaube das Leben ist ein Segeln auf Sicht. Wahrscheinlich streichst du in ein paar Jahren einige Punkte von deiner Liste und fügst neue hinzu. Aber für den Moment ist die Liste eine sehr gute Navigationshilfe. Sie richtet dein Boot aufs gute Leben aus – und verhindert so, dass du dich in Unwetterfronten verlierst.

Was ist der eine Punkt, den du spontan als erstes auf deine Bucket List 2.0 schreiben würdest?

 

6 comments

  1. Tanja says:

    vielen lieben Dank für neue Inspirationen..freu mich immer über den Newsletter und weiss was ich morgen anfange zu schreiben 🙂

  2. Hallo Paul,

    du hast dir da richtig viel Mühe gegeben. Jetzt weiß ich nämlich auch, wie es funktioniert, seitdem ich deinen Artikel heute hier gelesen habe. Wie ist dir denn die Idee dazu gekommen?

    LG Steffen

  3. Michel says:

    Hallo Paul,

    was für ein Zufall (wenn es denn sowas wie Zufälle gibt).

    Das Buch “Timehorizon Prinzip” liegt schon seit Wochen auf meinem Schreibtisch.

    Noch eingepackt!

    Und dann stosse ich hier auf deinen Artikel.

    Für heute Abend habe ich mir gleich mal Zeit reserviert und dann geht das Lesen los.

    Danke für deinen wertvollen Artikel.

    Habe mir noch einige deiner Artikel in anderen Tabs geöffnet und will die nach und ab-lesen 😉

    Lieben Gruß, Michel

  4. Chris says:

    Hi Paul, super Artikel! Vor allem der Abschnitt mit der Unterteilung in Lebensdimensionen fand ich sehr interessant und hilfreich. Da habe ich erst gemerkt, dass mir doch noch etwas auf meiner Bucket Liste fehlt und welche wichtige Sache ich total vergessen habe und unbedingt noch ergänzen muss. Vielen Dank 🙂

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