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Eine universelle Traumsymbolik gibt es nicht. Dennoch kannst du aus deinen Träumen lernen.

Traumtagebuch: Was du aus deinen Träumen lernen kannst [+Traumtagebuchroutine]

Ein Viertel unseres Lebens verbringen wir im Traum. Meist erinnern wir uns nicht an unsere nächtlichen Abenteuer und wenn doch, sind sie uns oft ein Rätsel. Ein Traumtagebuch kann helfen, unsere Träume zu entschlüsseln und von ihrer Weisheit zu profitieren.

Bevor wir uns damit beschäftigen, wie wir unsere Träume am besten zu Papier bringen, schauen wir uns einmal an, was wir über das Phänomen überhaupt wissen.

Inhalt des Artikels:

Wer träumt überhaupt wie viel?

Ob alle Menschen jede Nacht träumen, hat die Wissenschaft noch nicht definitiv geklärt, aber vieles spricht dafür. Studien fanden heraus, dass sich bei Weckungen aus REM-Schlafphasen 100 Prozent der Testpersonen an Träume erinnerte. Auch in allen anderen Schlafphasen war die Erinnerungsrate hoch. Wir können also davon ausgehen, dass unser Gehirn und unser Bewusstsein niemals schlafen.

Was passiert beim Träumen im Gehirn?

Früher dachte man, es seien nur Teile des Gehirns beim Träumen aktiv. Heute zeigen bildgebende Verfahren wie fMRT oder PET, dass das gesamte Gehirn daran beteiligt ist und es teilweise aktiver ist als im Wachzustand.

Allerdings ist der präfrontale Kortex, also der Teil des Gehirns, der für planerisches Denken, Moral und die eigene Persönlichkeit zuständig ist, im Traum gehemmt. Dadurch ist das Denken im Traum befreit von Zwängen, gesellschaftlichen Konventionen und Verboten. Unsere Fantasie kann sich voll austoben und wir können uns neu erfinden. Gleichzeitig ist das limbische System, das für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, aktiver als im Wachzustand. Es sorgt dafür, dass wir in unseren Träume zum Teil intensive Emotionen erleben.

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Warum träumen wir?

Das ist die wohl schwierigste Frage im Zusammenhang mit Träumen und sie ist alles andere als abschließend von der Wissenschaft geklärt. Es gibt unterschiedliche Theorien.

Einige Forscher, zum Beispiel die Frankfurter Psychologin Ursula Voss, sagen bis heute, dass Träume keine weitere Bedeutung haben.

Doch viele Wissenschaftler sind anderer Meinung und überzeugt von einer Funktion des Träumens. Da wären zum Beispiel Robert Stickhold, Antti Revonsuo, Allan Hobson oder George William Domhoff.

  • Robert Stickgold von der Harvard Medical School meint, das Gehirn sichte und sortiere nachts Erinnerungen und kombiniere sie neu. Dabei entstünden Träume. Alte und neue Erfahrungen werden verknüpft. Wir lernen und kommen zu neuen Einsichten.
  • Der finnische Neurowissenschaftler Antti Revonsuo hält Träume für Installationsprogramme unserer Überlebenssoftware. Im Schlaf würden wir das Gelernte in unser genetisches Programm abspeichern, um uns für die Zukunft zu wappnen. Wir lernen den Umgang mit negativen Emotionen, Gefahren und sozialen Begegnungen.
  • Der amerikanische Psychiater Allan Hobson betrachtet Träume als Simulationszeit, in der wir Motorik, Wahrnehmung und Triebe für den Wachzustand trainieren – ohne Risiko und ohne Begrenzungen.
  • Auch George William Domhoff ist überzeugt: Im Traum zerlegen Menschen ihre Eindrücke und Erinnerungen und bauen sich daraus einen Plan für die Zukunft. Aktuelle Versagensängste würden zum Beispiel mit Erfahrungen von bewältigten Herausforderungen der Vergangenheit kombiniert. Außerdem würden Träume nicht nur helfen, mit alltäglichen Sorgen fertig zu werden, sondern unterstützten Menschen nach schweren Krisen auch, ihr Leben wieder in eine neue Bahn zu lenken.

Mehr zum Hintergründe liefert der umfangreiche Spiegel-Artikel “Im Reich der Träume”.

Traumtagebuch führen

Traumsymbolik: Wie kann ich meine Träume verstehen?

Unser Gehirn lernt also – glaubt man zitierten Wissenschaftlern – im Traum, ohne dass wir uns anstrengen müssen. Wenn wir uns an unsere Träume erinnern, können wir die Prozesse aber auch ganz bewusst nutzen, um aus ihnen zu lernen.

Allerdings gibt keine universelle Traumsymbolik. Unsere Träume sind so einzigartig wie wir selbst. Schließlich verarbeiten wir die Erlebnisse, die wir während unseres Wachzustands gemacht haben.

In der Regel hilft es, sich bei der Deutung der eigenen Träume weniger auf die konkrete Handlung und auftretenden Symbole als die zugrunde liegenden Muster zu konzentrieren. Wirst du von einem außerirdischen Kidnapper gefangen gehalten und jeder deiner Fluchtversuche endet in der Falle, überlege, was dich in deinem Alltag einengt und dir das Gefühl des Gefangenseins und der Ausweglosigkeit vermittelt. Dein Faible für Star Trek kannst du, selbst wenn du davon Figuren in deinem Traum wiedererkennst, dagegen eher vernachlässigen.

Laut Studien nimmt bei Männern und Frauen übrigens ab dem mittleren Alter die Fähigkeit ab, sich an die Träume zu erinnern. Warum, ist noch nicht geklärt.

Warum sollte ich ein Traumtagebuch führen?

Es gibt viele Gründe, seine Träume über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu notieren. Je nachdem, was gerade in deinem Leben passiert, sind es andere Motive. Hier findest du 7 Wege, wie du von einem Traumtagebuch profitieren kannst.

  1. Wiederkehrende Muster und Traumsymbole erkennen: Interessante Rückschlüsse auf das eigene psychische Erleben lassen sich oft erst ziehen, wenn wir unsere Träume über einen längeren Zeitraum beobachten. Da sie uns in der Regel höchstens kurz in Erinnerung bleiben, hilft hier das Traumtagebuch eine “Forschungsgrundlage” zu schaffen.
  2. Traumerinnerung trainieren: Wer seine Träume regelmäßig aufschreibt, erinnert sich besser und häufiger an seine Träume. Die Übung wird also mit immer mehr spannenden Einblicken in das eigene Unbewusste belohnt.
  3. Träume lenken: Ein Traumtagebuch ist ein wirksames Instrument, um luzides Träumen zu trainieren, also die Fähigkeit, sich während eines Traums dessen irrealen Charakters bewusst zu werden und lenkend in die Traumhandlung einzugreifen.
  4. Unbewusste psychologische Prozesse verstehen: Träume können eine Abkürzung zu unserem Unbewussten sein. Wer lernt, seine eigene Traumsymbolik zu deuten, erfährt, was ihn wirklich beschäftigt und entdeckt Themen, denen er im Alltagsstress sonst keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
  5. Problemfrüherkennung: An den vorherigen Punkt anknüpfend ermöglicht die Traumbeobachtung auch frühzeitig zu erkennen, wenn die eigene Psyche ins Ungleichgewicht zu geraten droht. Wenn sich bestimmte negative Muster z.B. Bedrohungssituationen im Traum wiederholen, ist das ein Indiz näher hinzuschauen und gezielt etwas für die eigene psychische Ausgeglichenheit zu tun.
  6. Persönliches Wachstum beobachten: Ein Traumtagebuch ist ein ungeschönter Statusbericht über unseren inneren Zustand. Schauen wir ein paar Jahre später auf unsere Träume zurück und darauf, was uns damals bewegt hat, werden wir hoffentlich dankbar sein, wie weit wir seitdem gekommen sind.
  7. Kreativitätspotenzial nutzen: So absurd viele Träume sind, sie sind großartige Quellen der Inspiration und können uns helfen auf neue ungewöhnliche  Lösungen zu kommen. Paul McCartney beispielsweise träumte die Melodie von Yesterday, Einstein fand Ansätze zur Relativitätstheorie im Traum und Autoren wie Kafka und Kerouac ließen sich von ihren nächtlichen Abenteuern zu Meisterwerken inspirieren.

Traumtagebuch führen

Wie führe ich ein Traumtagebuch?

Es gibt nicht die eine richtige Art, ein Traumtagebuch zu führen. Die folgenden Schritte sind ein Vorschlag. Nimm ihn als freie Grundlage, um deine ganz eigene Routine zu entwerfen. Denn am Ende brauchst du nur Zettel und Stift und einen Schlafplatz.

    1. Bevor du ins Bett gehst, nimm dir ein paar Minuten, um über deinen Tag zu schreiben: Was hast du erlebt, wen hast du getroffen, was war das emotionalste Erlebnis des Tages?
    2. Nimm dir konkret vor, dich an deine Träume zu erinnern. Schreib diese Absicht in deinen eigenen Worten auf.
    3. Lege etwas zu schreiben direkt neben dein Bett, damit du deine Träume sofort nach dem Aufwachen notieren kannst. Du kannst in ein Notizbuch oder eine App schreiben, wie es für dich am praktischsten ist.
    4. Wenn du aufwachst, bleib noch einen Moment mit geschlossenen Augen liegen.  Studien haben wiederholt nachgewiesen: Wenn wir die Augen einen Moment nach dem Aufwachen geschlossen halten, erhöht sich die Fähigkeit zur Traumerinnerung. Frage dich dann selbst: Woran denke ich gerade? Wenn du dich erinnerst, gehe in deiner Erinnerung rückwärts und überlege: Was ist davor passiert? Und davor?  […]
    5. Wenn du so viele Details wie möglich erinnert hast, geh deinen Traum noch einmal chronologisch von Beginn an durch. Nimm dein Schreibzeug und notiere für jede Szene aus deinem Traum ein paar Stichpunkte. Wenn du sofort anfängst den Traum ganz detailliert aufzuschreiben, kann es passieren, dass du bei der Hälfte der Handlung bereits erste Elemente vergessen hast. Die groben Stichpunkte schaffen die eine Struktur und dienen als Erinnerungsanker.
    6. Es hat sich als hilfreich herausgestellt, in der Gegenwart und in der Ich-Form zu schreiben. Aber letzteres hättest du wahrscheinlich ohnehin gemacht.
    7. Notiere alle Handlungen und Emotionen, an die du dich erinnerst. Schreib auch auf, wie du dich gefühlt hast, als du aufgewacht bist und gib dem Traum einen Titel, der ihn für dich gut zusammenfasst. Dieses Vorgehen hilft dir, das meiste aus einer späteren Auswertung herauszuholen.

Neugierig, was du in deinen Träumen entdecken kannst? Du willst ein Traumtagebuch führen, ohne viel Aufwand zu betreiben? Dann lade dir hier kostenlos ein Traumtagebuch Template mit digitalem Booklet herunter.

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Fazit:  Traumtagebuch führen zahlt sich aus

Träume sind ein streitbares Phänomen. Manche Forscher sind skeptisch, ob wir ihnen überhaupt eine Bedeutung zuschreiben sollten. Andere Forscher haben – für mich – plausible Theorien, was der Zweck des Träumens ist. Wenn du selbst herausfinden willst, ob dir deine Träume etwas sagen bzw. ob du aus ihnen etwas für dein Leben lernen kannst, dann ist der einfachste Weg, einfach ein Traumtagebuch zu starten.

Hab Geduld, wenn es dir zunächst schwerfällt, dich an deine Träume zu erinnern und du deine Routine noch nicht regelmäßig einhältst. Gewohnheiten brauchen Zeit. Aber es lohnt sich, sich durch die Anfangsphase zu kämpfen.

Wer ein Traumtagebuch führt, beginnt ein inspirierendes, lehrreiches und lebenslanges Abenteuer, das auch deinen Alltag verändern wird.

Was sind deine Erfahrungen mit dem Traumtagebuch? Wie ist deine Meinung zur Bedeutung unserer Träume? Ich freue mich, wenn du deinen Beitrag zum Thema als Kommentar hinterlässt.

 

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16 comments

  1. Marko Huemer says:

    Hallo, ein sehr guter Beitrag 🙂

    seit Jahren führe ich ein Traumtagebuch, da es mir hilft, meine Träume zu analysieren.

    Wo war ich, was habe ich erlebt, wer war dabei, was habe ich in meinem Traum gefühlt?! Das sind alles Fragen, die sehr wichtig sind.

    Zu Beginn war es wirklich sehr schwer für mich, mich an alle Träume zu erinnern. Je öfter ich sie allerdings aufgeschrieben habe, desto länger und mehr Träume konnte ich mir merken.

    Also ich kann ein Traumtagebuch nur empfehlen. Es hat mir sehr geholfen.
    Auch dein Traum-Bewusstsein wird erhöht, wenn du dich an mehr und mehr Träume erinnern kannst. Auch wenn du vorhast, luzide Träume zu machen, ist das Traumtagebuch ein erster Schritt dazu.

    Da ich mich mit dem Thema zur Zeit sehr stark beschäftige, habe ich auch ein Video dazu erstellt. Bei Interesse https://www.youtube.com/watch?v=w4Fb8aLAB7U

    Liebe Grüße,
    Marko Huemer

    • Paul says:

      Moin Marko,
      vielen Dank für deine Erfahrungen! Luzide Träume sind ein Thema, mit dem ich mich persönlich auch noch näher beschäftigen möchte. Dass meine Traumerinnerung besser wird, je häufiger ich mich bewusst an meine Träume erinnere, konnte ich auch feststellen. Schönes, hilfreiches Video!
      Viele Grüße
      Paul

  2. Laura says:

    Also erstmal: Sehr schöner Artikel, hat mir sehr gefallen.

    Aber ich weiß nicht wieso..aber ich glaube, dass der Artikel https://besser-schlafen24.com/traumtagebuch/#, deinem so erschreckend ähnlich ist, als hätte jemand deine Worte einfach nur mal hier und da weggelassen oder ein bisschen umformuliert (wie damals in der Schule, wenn jemand die Hausaufgaben abgeschrieben hat).
    Könnte mich aber auch irren :D..

    Viele Grüße,

    Laura

    • Paul says:

      Hey Laura,
      danke dir – und ja, in der Tat: Das ist sehr sehr ähnlich. Im Zweifel nehme ich es als Kompliment ;).
      Viele Grüße
      Paul

  3. Pia Marie Fürst says:

    Ich finde das sehr interessant und will auch ein Traumtagebuch führen aber ich stehe immer mit Wecker auf. Wie stelle ich denn denn aus ohne mich zu bewegen?😅

  4. Schreibaffe says:

    Mir hilft es auch immer, den Text später am Tag nochmal abzuschreiben. Schreibe ihn meist erst auf einen Schmierzettel, weil meine Schönschrift direkt nach dem Aufwachen tot ist und später in mein virtuelles Traumtagebuch. Ich erinnere mich dabei oft nochmal an mehr Details, weil ich mich direkt nach dem Aufwachen erst einmal (sicher auch unterbewusst) kurzhalte, um schnell weiterzuschlafen.

  5. Simon says:

    Hey Paul,
    zuerst einmal danke für deinen Artikel und deine Tipps! Ich habe eine Frage…
    Ich führe mein Traumtagebuch eher sporadisch. Ich kann mich relativ oft an einige Dinge aus meinen Träumen erinnern und brauche deshalb oft bis zu einer Stunde, um all mein Erlebtes aufzuschreiben. Das nimmt mir persönlich etwas zu viel Zeit.
    Zu meiner Frage:
    Führst du jeden Tag dein Tagebuch? Hast du Tricks, wie man da Zeit sparen kann? Macht vielleicht ein Audiotraumtagebuch Sinn?

    Liebe Grüße
    Simon

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