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Journaling-Formate/Journaling-Übungen für jede Lebenslage

Journaling à la carte: Finde die passende Schreibgewohnheit

Wer Schreiben nutzen will, um glücklicher und bewusster zu leben, hat die Qual der Wahl. Es gibt unzählige Journaling-Übung für die verschiedenen Anliegen und Persönlichkeitstypen. In dieser Liste solltest auch du etwas finden, das zu dir und deinem Leben passt.

Zwei Anmerkungen vorab

Diese Liste der Schreibgewohnheiten lebt. Ich werde sie regelmäßig erweitern und ergänzen. Gemeinsam ist allen Formaten, dass sie meist täglich genutzt werden. Das ist allerdings kein Zwang. Außerdem erhebt die Liste keinen Anspruch auch Vollständigkeit. Hast du Ergänzungen oder Anmerkungen, freue ich mich über einen Kommentar oder eine Nachricht von dir.

Welche Formen des Journalings gibt es?

Morgenseiten: Ein Klassiker vor allem unter Kreativen. Denn bei dieser Form des Schreibens wird Spiritualität und Kreativität verknüpft. Geschrieben wird morgens. 3 DINA4 Seiten lang notierst du alles, was dir gerade in den Kopf kommt. Die Morgenseiten erhöhen die Produktivität, stärken die Konzentrationsfähigkeit und Kreativität und haben noch einige andere Vorteile. Mehr zu den Morgenseiten

Abendseiten: Vielleicht passt das morgendliche Schreiben einfach nicht in deinen Tagesablauf und du willst dich daran nicht gewöhnen. Dann probiere die Morgenseiten als Abendseiten aus und schreib intuitiv deine drei Seiten, bevor du ins Bett gehst. Das leert den Kopf, hilft dir  mit dem Tag abzuschließen und dich positiv auf den neuen Tag auszurichten. Du kannst auch einige konkrete Fragen beantworten: Was hast du heute gelernt? Welche Momente haben dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert? Was willst du in Zukunft besser machen? Dass wissenschaftliche Studien herausgefunden haben, dass Journaling vor dem Schlafen die Schlafqualität verbessert, ist nicht allzu verwunderlich.

Traumtagebücher: Schlaf ist essentiell für unsere Gesundheit, auf körperlicher ebene, aber auch auf psychologischer Ebene. Denn im Schlaf verarbeitet unser Gehirn, was wir tagsüber erleben. Wir verankern wichtige Lernerfahrungen, um in Zukunft für Herausforderungen besser gerüstet zu sein. Träume geben uns eine Idee davon, was uns gerade wirklich im Inneren beschäftigt. Schreibst du direkt nach dem Aufwachen auf, was du geträumt hast, kannst du das Geschriebene später interpretieren und Einsichten gewinnen, die ansonsten noch lange Zeit unbewusst geblieben wären. Mehr zum Traumtagebuch

Dankbarkeitsjournal: Diese Form des Journalings gehört zu den bekanntesten. Kein Wunder, denn sie ist vor allem für Schreibneulinge hervorragend geeignet. Vielleicht  blockiert dich der Gedanke, ganze Seiten füllen zu “müssen”. Dann ist ein Dankbarkeitsjournal eine kurze und ähnlich wirksame Übung. Du brauchst nur ungefähr fünf Minuten täglich und die Wirksamkeit ist sogar wissenschaftlich erforscht, du profitierst körperlich und mental. Mehr zum Dankbarkeitsjournal

Strukturierte ganzheitliche Journals: In den letzten Jahren sind verstärkt Journals veröffentlicht worden, die mithilfe von Leitfragen eine feste Struktur vorgeben, sodass der Nutzer sie  “nur noch ausfüllen” muss. In solche Journals wird klassischerweise mindestens einmal pro Tag, meistens aber morgens und abends geschrieben. Anders als Dankbarkeitsjournale sind sie umfassender und erfragen verschiedene Aspekte des Lebens. Sie zielen darauf ab, ein positives Mindset zu kultivieren, sich die eigenen Werte, Wünsche und Ziele im Bewusstsein zu halten und nach ihnen zu handeln. Teilweise integrieren sie auch eine grobe Tagesplanung und theoretisches Hintergrundwissen zu Achtsamkeit und gelingender Lebensführung. Beispiele für solche Journals sind zum Beispiel Mein Manifest oder Ein guter Plan.

Zieljournal: Wer Schwierigkeiten hat, seine Ziele zu erreichen, der kann sich von Zieljournalen unterstützen lassen. Verschiedene Anbieter haben Journals entwickelt, die den Nutzer von der Zielsetzung über das Einteilen der zu gehenden Schritte, das Tracken und Bewerten von Erfolgen bis zur Zielerreichung führt. Während einige Journale ihren Fokus auf die Accountability legen und den Nutzer über grafische Elemente motivieren, dran zu bleiben, widmen sich andere ausführlicher dem effektiven Formulieren von Zielen und dem theoretischen Background. 

Individuelles tägliches Journal: Häufig wird der Begriff Morgenseiten auch einfach Oberbegriff verwendet für das individuelle Journaling am Morgen. Viele Schreibende finden ihren eigenen Mix aus freiem Gedankenstromschreiben und feststehenden Elementen wie täglichen Affirmationen oder Dankbarkeitsnotizen, die sie täglich – aber nicht unbedingt morgens – als Routine in ihren Alltag integrieren. Wie du dir eine stabile Journaling-Routine aufbaust

Thematisches Schreiben/Soul Journaling: Manchmal tut es gut, sich bestimmten Themen ausführlicher zu widmen. Nimm dir bewusst eine Woche oder auch einen Monat, um dich intensiv mit einem Lebensbereich oder einem persönlichen Anliegen auseinandersetzen, das dich gerade herausfordert oder in dem du Klarheit suchst.  Journalingfragen können als Türöffner zur inneren Weisheit genutzt werden. Mehr zum Soul Journaling

Ich bin gespannt: Welche Formen des Schreibens hast du bereits ausprobiert? Hast du Ergänzungen? Lass es mich wissen und hilf dabei, diese  Liste noch besser und hilfreicher zu machen.

8 comments

  1. Nina Senegal says:

    Für mich ist das Schreiben keine tägliche Aufgabe und Übung. Ich nenne es auch immer noch lieber “Tagebuchschreiben” statt “Journaling”. Ein Tagebuch, das mir zur Verfügung steht, wenn mir danach ist Gedanken zu sortieren, meinen Emotionen mal wieder auf die Spur zu kommen, ist für mich eine Art “beste Freundin”. In meinem Tagebuch gibt es kein Tabu, keine Form. Ich lasse fließen was kommt. Ich trenne nicht zwischen morgens und abends, zwischen danken, schimpfen, Träume notieren und einfach mal herumspinnen. Manchmal wähle ich zum Schreiben als Ritual eine Tasse Tee, eine Kerze und die CD “Ecce Cor Meum” von Paul Mc Cartney. Notizen, die ich mir unterwegs in ein kleines Heft mache, klebe ich später in mein Tagebuch. Ab und zu entsteht auch mal ein Gedicht oder ein nachlesenswerter kleiner Text. Das Schreiben verhalf mir zu seelischer Gesundheit und ist für mich heute ein lieb gewordener Wegbegleiter.

    • Paul says:

      Nina, danke für deinen Einblick in dein Tagebuchschreiben und die Erinnerung, dass man nicht vorab definieren muss, wie und was man nun schreiben will. Ich würde ja sagen, da ist mehr als ein kleiner nachlesenswerter Text entstanden 😉

  2. Theresa says:

    Hallo! Ich würde gerne mit dem Jorunaling anfangen, um meine Gedanken und Emotionen zu sortieren. Bin mir aber noch unsicher wir ich das am besten angehe. Ich weiß, es gibt keine Regeln. Aber wenn ich einfach so den Stift fließen lasse, sind die Gedanken doch recht zusammenhangslos, sodass ich später nicht mehr nachvollziehen kann worum es genau ging. Oder ist das nicht wichtig? Wie handhabt ihr das denn? Lest ihr nach ner Zeit die Einträge noch mal und stört es euch dann nicht, dass ihr es nicht mehr nachvollziehen könnt?
    Würde mich über Erfahrungen freuen! 🙂
    Viele Grüße
    Theresa

    • Paul says:

      Hallo Theresa, vielleicht ist die Schreibenwirkt Facebookgruppe was für dich? Da bekommst du bestimmt mehr Antworten 🙂 https://www.facebook.com/groups/schreibenwirkt/
      Persönlich versuche ich immer beides reinzubringen, wenn ich schreibe, die äußeren Erlebnisse und meine Gedanken und Gefühle dazu. Das hilft mir das später zuzuordnen. Natürlich ist es dann nicht mehr total intuitiv, das stimmt…
      Viele Grüße
      Paul

  3. Schrei Bär Ina says:

    Vielen Dank für die umfassende Übersicht – ich habe tatsächlich nur eine Ergänzung, die ich vor wenigen Jahren entdeckt habe und die auch für andere überzeugte Tagebuchschreibende interessant sein kann: Das 5-Jahres-Tagebuch, im englischen Sprachraum bekannt unter One-Line-a-Day. Wie der Name schon sagt, gibt es für jeden Tag (jedes Datum) eine Seite, die in 5 Abschnitte unterteilt ist, sodass man 5 Jahre lang für jeden Tag einen kurzen, knappen Eintrag machen kann. Beginnen lässt sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt und richtig Spaß macht es natürlich ab dem 2. Jahr, wenn man liest, was man im Jahr davor an dem Tag erlebt/gedacht/gemacht hat. Persönlich nutze ich das in Kombination mit einem “richtigen” Tagebuch. D.h. die kurzen Einträge mache ich fast immer, entweder täglich oder am Wochenende, wo ich die vergangene Woche Revue passieren lasse und überlege, was am jeweiligen Tag wichtig oder schön war. Für das eigentliche Reflektieren nutze ich nach wie vor mein normales Tagebuch, wo ich – phasenweise mal mehr, mal weniger – über Themen und Fragen schreibe, die mich beschäftigen, oder über Erlebtes.

  4. Schrei Bär Ina says:

    Ach, jetzt fällt mir doch noch etwas ein, was zum Zieljournal passt: Nachrichten an sich selbst, die man sich in die Zukunft schickt. Dieses schöne didaktische Mittel lässt sich wunderbar elektronisch in E-Mail-Form umsetzen mit der Webseite “www.futureme.org”. Hier lassen sich Nachrichten formulieren an das künftige Selbst, sodass man sich selbst erzählen (und damit konkretisieren) kann, welche Ziele man wie erreichen möchte, was man sich davon verspricht etc. Zum selbst festgelegten Zeitpunkt – frühestens 6 Wochen später – bekommt man die elektronische Nachricht in sein Postfach. Und kann dann direkt die nächste Nachricht an sich selbst verfassen…

  5. Nadia Saadi says:

    Lieber Paul,

    ich finde Deinen Überblick ganz wunderbar und sehr hilfreich. Gut recherchiert und auf den Punkt. Danke dafür.
    Ich persönlich arbeite mit einem Dankbarkeits-Journal. Was mir aber noch fehlt, ist die Verbindung zwischen Tageskalender und Journal, also eine Kombination aus Terminkalender und Raum für positive Tagesimpulse. Vielleicht kreiere ich mir selbst einen.
    Nochmals danke für den ausgezeichneten Input. Nadia

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